Auf einem Spaziergang an einem Oktobertag schießt es mir durch den Kopf: Ich will schreiben!
Ich kenne diese Worte. Sie sind mir nicht neu.
Doch diesmal ist es anders:
Diese drei einfachen Worte haben an Kraft, Vertrauen und Mut gewonnen!
Was die Anderen denken
Wie oft habe ich mir den Kopf zerbrochen: Worüber soll ich schreiben? Was interessiert andere Menschen? Was darf ich schreiben und was nicht? Das Schreiben ist für mich der Blick in das Innere eines Menschen: Des Fühlens und Denkens. Und wie oft habe ich mich im Leben gefragt: Darf ich das so fühlen? Ist das richtig? Ist das angemessen? Wie würde jemand anderes darüber denken?
Und an diesem Oktobertag steht für mich mit einem Mal fest: Darum geht es gar nicht, was andere denken und was deren Meinung ist.
Es geht um mich - um meine Wirklichkeit, Wahrnehmung und Welt. Dort ist es manchmal sowieso schon so chaotisch. Da muss ich mir nicht noch die vielen, abertausenden Meinungen anderer Menschen mit reinholen.
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So will ich nun nicht mehr Schreiben, um Likes auf social media zu bekommen.
Ich will schreiben um des Schreibens Willen. Weil es mir guttut. Weil es sich wie eine innere (Super-) Kraft anfühlt, die bisher brach lag und ungenutzt immer mal wieder aus den Tiefen meines Inneren leise versucht zu mir zu dringen, doch immer wieder von Zweifeln und Ängsten ignoriert wurden. Zu groß waren die Zweifel, ob es meine Gedanken überhaupt wert sind aufgeschrieben zu werden. Angst, beim Schreiben Fehler zu machen, das Komma falsch zu setzen, Sätze nicht richtig zu bilden, rhetorisch und grammatikalisch absolut zu versagen.
Aber weißt du was: F*CK OFF!
Ich will schreiben! So wie ich es denke: Ungeschönt. Frei heraus. Frei Schnauze. So wie ich bin.
Meine Schreibversuche der Vergangenheit waren geprägt von der Intention gesehen zu werden, Aufmerksamkeit und Bestätigung zu bekommen.
Und mal ehrlich: Das wollen wir doch alle! Daran ist doch im Grunde auch nichts Schlechtes. Doch habe ich mir für meine Beiträge immer extrem viel Mühe gegeben und häufig wenig Resonanz erfahren. Und ja: Das hat mich immer wieder tief erschüttert. Ich habe mich oft gefragt, was ich falsch mache. Was die anderen anders und - auch immer aus meiner Perspektive - besser gemacht haben. Warum kommen andere besser an als ich?
Nachdem ich mich lange und immer wieder damit auseinandergesetzt habe, habe ich es verstanden: Der Grund, warum ich etwas tun sollte, sollten niemals Menschen sein, für die ich das tue. Der einzige Grund, für den ich etwas tue oder lasse, bin ich!
Ich will mich nicht mehr davon anhängig machen und meinen Wert darüber definieren lassen, wie andere Menschen mich bewerten, beurteilen bzw. über mich urteilen.
Ich will mein Selbstwert nicht von der Bestätigung von außen abhängig machen, was sowieso jederzeit wie ein Kartenhaus zusammenstürzen kann.
Den Wert messe ich mir allein bei! Und mit mir als stärkste Kritikerin ist das sowieso gar nicht immer so leicht.
ICH WILL!
Und so führen vier kleine Worte zu einem großen Entschluss: Ich mache einen Blog!
Ich spüre die Aufregung mit jeder Faser meines Körpers - gemischt natürlich auch mit Unsicherheit und Zweifel.
Und selbstverständlich gibt es auch in mir die entnervte Stimme: „Och, nicht noch ein Blog.“ Aber weißt du was: Es geht mir nicht um die vielen anderen Blogs da draußen. Mit denen will ich mich weder messen, vergleichen oder gar mit ihnen konkurrieren.
Ich will nicht schreibe, um mich als „Expertin“ zu beweisen.
Ich will nicht über Themen schreiben, die gut ankommen (könnten!).
Ich will nicht schreiben, um mich in einem guten Licht darzustellen.
Ich will nicht schreiben, um Menschen den abermals hunderttausendsten Selbsthilfe-Tipp an die Hand zu geben.
Ich will schreiben, weil es mir Spaß macht.
Ich will schreiben, was mir durch den Kopf geht.
Ich will schreiben, um mein Denken und Fühlen weniger zu bewerten.
Ich will schreiben, ohne mir darüber den Kopf zu zerbrechen, was andere Menschen darüber denken könnten und wie es ankommt (wird trotzdem vorkommen!:-D)
Dabei werde ich hadern, zweifeln, straucheln, fluchen, schimpfen.
Aber vor allem eines: Mich zeigen wie ich bin und das heißt auch mich verletzlich zeigen! Endlich traue ich mich das! Natürlich mit all den Sorgen und Ängsten wie jeder Mensch auch.
Aber wenn ich eines die letzten zwei Jahre gelernt habe: Es wird nie etwas geben, wo ich keine haben werde. Also wird es nur mit ihnen gehen. Und das versuche ich. Immer und immer wieder.
Ich werde hier schreiben, mit dem, was ich bin, wie ich bin,, denke und fühle.
Die Antriebsfeder ist dabei nicht mehr die große Sehnsucht nach Anerkennung und Bestätigung. Mit Sicherheit: nice to have – aber mehr auch nicht!
So merke ich nun, wie ein so klein erscheinender Entschluss eine enorm große Wirkung auf mich hat.
Und warum jetzt das Ganze?
Ich will zeigen, dass Therapeut*innen, Psycholog*innen (und andere mit Menschen professionell arbeitende Menschen) ALLE genauso ihre Themen haben, wie die Menschen, die sie mitunter begleiten.
Sie struggeln genauso, arbeiten auf – oder auch nicht – haben schlechte Tage und wissen manchmal nicht weiter.
Und genau DAS will ich zeigen!
DAS macht für mich eine gute Therapeutin*guten Therapeuten aus: Nahbarkeit und Authentizität!
Natürlich hoffe ich mit meinem Gedanken Menschen zeigen zu können, dass sie nicht allein sind, mit dem, was sie denken und fühlen – denn so ging es mir selbst lange Zeit (und selbst jetzt noch zeitweise!).
Und so entsteht hier nun ein kleiner Blog, indem ich versuche zu zeigen, wer ich bin.
Für den Blog habe ich weder Ziele, noch ein Konzept oder Deadlines erstellt. Und warum? Weil es zu MIR passt! Das bin ich.
Dabei habe ich keine Ahnung, wie man das mit einem Blog macht. So werde ich mich ausprobieren und im Ausprobieren herausfinden, was wie passt.
Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, mit einen komplett durchdachten und perfekten Blog zu starten - da würde einfach allem zuvor geschriebenen widersprechen. Also werde ich mich ausprobieren, verändern und weiterentwickeln bis es für mich passt.
UND SO MACHE ICH DAS JETZT!
Weil ich es sonst im Leben bereuen würde!
Weil ich herausfinden möchte, wohin mich das führt!
Ich freue mich, wenn du Teil meines Blogs wirst und mich daran teilhaben lässt, was dir so bei meinem Zeilen durch den Kopf geht. Lass es mich gern in den Kommentaren wissen.
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